
Als Leiter der medizinischen Systeme der Hirslanden-Kliniken in Genf sorgt Dr. Thierry Fumeaux für eine effiziente Steuerung der Versorgung und eine reibungslose Kommunikation zwischen Medizin und Finanzwesen. Unterstützt durch die Medizincontrolling-Dienste von Swisscoding sensibilisiert er die Ärztinnen und Ärzte für die finanziellen Auswirkungen ihrer Entscheidungen – ohne deren Autonomie einzuschränken.
Sie sind Arzt und haben sich früh mit Kodierung und Spitalmanagement auseinandergesetzt. Wie kam es dazu?
Als Chefarzt der Inneren Medizin und Intensivpflege in einem Regionalspital wurde ich mit der Einführung des DRG-Systems 2012 auf die medizinische Kodierung aufmerksam. Ich war erstaunt über das fehlende Verständnis zwischen uns Ärzten, die den Nutzen der Kodierung oft nicht sahen, und den Kodierverantwortlichen, denen die Realität auf der Station oft fremd war. Durch die Zusammenarbeit mit einem kodierenden Arzt wurde mir klar: Ein angemessener Kostenersatz für die erbrachten Leistungen kann allein durch eine bessere Kodierung erreicht werden – vorausgesetzt, es findet ein direkter Austausch zwischen beiden Berufsgruppen statt.
Nach einem Executive MBA am IMD wechselten Sie zur Hirslanden-Gruppe und wurden Leiter der medizinischen Systeme der Clinique des Grangettes und der Clinique la Colline. Warum haben Sie Ihre ärztliche Tätigkeit aufgegeben?
Ich wollte konsequent handeln. Lange habe ich bedauert, dass Ärztinnen und Ärzte zu wenig in die administrativen und finanziellen Abläufe unserer Gesundheitseinrichtungen eingebunden sind. Also habe ich mich in Management und Finanzen weitergebildet, um aktiv zur Verbesserung des Systems beizutragen. Mein Ziel ist es, den medizinischen Mehrwert für den Patienten in eine faire wirtschaftliche Bewertung zu überführen.
Verstehen Ärztinnen und Ärzte diese Zusammenhänge immer?
Nicht unbedingt – das hängt stark davon ab, wie direkt sie selbst betroffen sind. In einem öffentlichen Spital lässt sich angestellten Ärzten oft einfacher erklären, wie wichtig ihre Dokumentation von Diagnosen und Leistungen für die Finanzierung des Betriebs ist. In Privatkliniken hingegen arbeiten die meisten Ärztinnen und Ärzte selbstständig. Ihre Honorare stehen nicht direkt in Verbindung mit der medizinischen Dokumentation – im Gegensatz zur Klinik selbst, deren Abrechnung auf den DRG-Pauschalen basiert und damit unmittelbar von der Qualität der ärztlichen Dokumentation abhängt.
Ab 2025 müssen stationäre Leistungen bei Zusatzversicherten nach neuen Tarifmodellen abgerechnet werden. Welche Folgen hat das?
Gemäss den Empfehlungen der FINMA müssen Honorare aus Zusatzversicherungen (VVG) künftig transparent aufgeschlüsselt und von den Leistungen der Grundversicherung (KVG) klar abgegrenzt werden. Die Erstattung über die Grundversicherung hängt dabei direkt von der Qualität der Kodierung – also der medizinischen Dokumentation – ab.
Wie begleiten Sie die Ärztinnen und Ärzte bei diesen Veränderungen?
Zunächst braucht es viel Aufklärung: über die neuen Regeln, aber auch über die gemeinsame Verantwortung, die wir in der Wertschöpfung für unsere Patientinnen und Patienten tragen. Diese Zusammenarbeit setzt ein gegenseitiges Verständnis auch für wirtschaftliche Zwänge voraus. Wir müssen ärztliche Fragen klar und nachvollziehbar beantworten können – etwa zur Bedeutung der Dokumentation für eine präzise Kodierung und Abrechnung. Der Zugang zu Controlling-Daten hilft, den eigenen Beitrag zum finanziellen Gleichgewicht der Klinik besser zu verstehen.
„Wir müssen zu einem Modell kommen, in dem Ärztinnen und Ärzte echte Partner der Klinik sind – nicht nur Nutzer der Infrastruktur. Wer seine Tätigkeit gut dokumentiert und strukturiert, beeinflusst nicht nur das eigene Honorar, sondern auch das wirtschaftliche Gleichgewicht der Klinik.“
Dr Thierry Fumeaux, Leiter der medizinischen Systeme der Hirslanden-Kliniken in Genf .
Welche Rolle spielen dabei die Medizincontrolling-Dienste von Swisscoding?
Sie bilden die Schnittstelle zwischen Medizin, Kodierung und Finanzen. Swisscoding liefert uns die nötigen Informationen, um diese Zusammenarbeit zu optimieren – damit Leistungen angemessen vergütet werden können. Das wirkt sich letztlich auch positiv auf die Qualität der Versorgung aus, die wiederum vom finanziellen Gleichgewicht abhängt.
Was halten Sie von der ausgelagerten Kodierung, wie sie in Les Grangettes praktiziert wird?
Ein spezialisierter Partner bietet klare Vorteile: Swisscoding arbeitet mit vielen Institutionen zusammen und verfügt daher über ein sehr grosses Datenvolumen. Das erlaubt präzisere Analysen, die Erkennung von Trends und die Entwicklung innovativer Tools – etwa mit Hilfe von KI. Ausserdem können wir ein hohes Qualitätsniveau einfordern: Swisscoding liefert uns kontinuierliches Feedback, hilft bei der Datenauswertung und unterstützt uns bei der stetigen Optimierung der Kodierung.
Welche konkreten Leistungen erhalten Sie – und wie helfen sie Ihnen?
Wir profitieren von fundierten Analysen und Rückmeldungen, die uns helfen, Veränderungen im durchschnittlichen Cost Weight zu verstehen und mögliche Kodierfehler zu identifizieren. Die Unterstützung umfasst auch das Vorkodieren: Schon bei der Operationsplanung erhalten Ärztinnen und Ärzte eine DRG-Prognose sowie die erwartete Aufenthaltsdauer. Auch die Frühkodierung – innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach Aufnahme oder Eingriff – hilft, Daten zu verfeinern und vorausschauend anzupassen. Swisscoding weist uns zudem auf unterdokumentierte Sachverhalte hin – etwa relevante Komorbiditäten, die sich auf die Vergütung auswirken können. Insgesamt ermöglicht uns ihre Expertise, medizinische und finanzielle Perspektiven zu verknüpfen und unsere Prozesse kontinuierlich zu verbessern.
Welche Werkzeuge unterstützen Ärztinnen und Ärzte dabei, den Einfluss ihrer Entscheidungen besser zu verstehen und ihre Praxis zu optimieren?
Gute Tools liefern klare Informationen und ermöglichen gezielte Massnahmen. Ein Dashboard sollte nur relevante Kennzahlen enthalten – etwa die durchschnittliche Aufenthaltsdauer pro DRG oder die Auswirkungen von Dokumentationsänderungen auf die Abrechnung. Ziel ist ein klarer, praxisnaher Überblick.
Wie können Ärztinnen und Ärzte eine aktivere Rolle im medizinisch-finanziellen Klinikmanagement einnehmen, ohne ihre Freiheit zu verlieren?
Wir müssen zu einem Modell kommen, in dem Ärztinnen und Ärzte echte Partner der Klinik sind – nicht nur Nutzer der Infrastruktur. Wer seine Tätigkeit gut dokumentiert und strukturiert, beeinflusst nicht nur das eigene Honorar, sondern auch das wirtschaftliche Gleichgewicht der Klinik. Es geht nicht darum, ihnen mehr Last aufzubürden, sondern ihre Arbeit mit klaren Orientierungshilfen zu erleichtern.
Wie sieht Ihre Vision für die Zukunft des Gesundheitssystems und der Privatkliniken aus?
Unser System ist derzeit stark auf Versorgung ausgerichtet, aber noch kein echtes „Gesundheitssystem“. Die Herausforderung liegt darin, den – schwer messbaren – gesundheitlichen Mehrwert für die Patientinnen und Patienten in eine faire wirtschaftliche Bewertung zu überführen. Im privaten Sektor müssen wir die freie Arztwahl und die liberale Medizin bewahren – und gleichzeitig effizientere, wirtschaftlich tragfähige Strukturen schaffen. Ziel ist eine rationelle Versorgung ohne Rationierung, eine optimierte Steuerung ohne Qualitätsverlust. Dabei spielen Partner wie Swisscoding eine Schlüsselrolle: Sie helfen, die Dokumentation zu strukturieren, die Kodierung zu verfeinern und das finanzielle Verständnis im medizinischen Alltag zu stärken.
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